Good Morning Vietnam

...hiess es nun endlich. Ok, es war schon Nachmittag, als wir landeten und die Vorfreude hielt sich bei Guy in Grenzen; nicht so sein Pessimismus (" Hier wird's genauso wie in Indien"), dem er sich auf der ganzen Fahrt vom Flughafen bis zum Hotel hingab. Doch das ehemals sozialistisch-kommunistische System sollte uns nicht enttäuschen - tatsächlich erinnert hier so manches an die alte DDR-Filme (Uniforme, Autos und Häuser, die nur auf der Vorderseite gestrichen werden). Aber es war sauber und der Verkehr funktioniert wunderbar geordnet;-) . Im Hanoi Guesthouse Hotel gab's einen herzlichen Empfang durch den Manager Dong Vong Kung, oder einfacher Michael. Das Zimmer war für den Preis in Ordnung - bisher war also alles super. Wo war der Haken? Spätabends ging's noch auf eine Erkundungstour durch die Altstadt - das Chaos auf den Strassen waren wir ja schon gewohnt. Erstaunlicherweise wird man kaum belästigt, ein einfaches "No, thank you" wird akzeptiert. Die Menschen sind auf den ersten Blick etwas reserviert und erscheinen unfreundlich, aber dies nur auf den ersten Blick. Wir waren begeistert. Aber wo ist der Haken? Am nächsten Morgen entpuppte sich Michael als sehr geschäftstüchtig und versuchte uns einige Touren zu vermitteln; nachdem uns ein schweizer Pärchen gesagt hatte, dass diese durchaus gut sind, liessen wir uns mit einem etwas mulmigem Gefühl darauf ein. Aber jetzt hiess es erst mal zwei Tage Hanoi erkunden. Den ersten Tag fuhren wir auf der religiösen Schiene. Besichtigung des Literatur-Tempels, zu dem immer noch zahlreiche Studenten kurz vor ihren Examina pilgern, um den dortigen Steinschildkröten über den Kopf zu streicheln, was für ein gutes Prüfungsergebnis sorgen soll (Also vergleichbar mit dem Buch unters Kopfkissen legen bei uns). Wir gelangten übrigens mit dem "Cyclo" dorthin, das ist die vietnamesiche Rikscha. Im Vergleich zur indischen Rischka, ein "frontloader", hier entfällt also die Knautschzone und fährt quasi von Angesicht zu Angesicht mit dem Gegenverkehr - war ganz lustig. Vom Literatur-Tempel ging's zu Fuss weiter zum Leninpark, wo wir einen Moment ausspannen wollten. Da sassen wir nun vertieft in unseren Reiseführer, als sich ein kleiner fieser schlitzäugiger Vietnamese von hinten anschlich und versuchte Ritas Rucksack zu klauen. Glücklicherweise bemerkten wir ihn ( so klein war er dann doch nicht) und er nahm ohne den Rucksack reissaus. Etwas geschockt machten wir uns auf zum Hoan-Kiem See, wo es den Schildkröten-Turm und den Ngoc-Son-Tempel zu sehen gab. Nach einer Verschnaufpause im Hotel war kulturelles Abendprogramm angesagt - es ging ins Wasserpuppentheater . Hier werden mittels Puppen in einem Wasserbecken traditionelle vietnamesische Szenen dargestellt und musikalisch / gesanglich untermalt. Sehr lustig und empfehlenswert, auch wenn die Puppen einen manchmal an "Chucky die Moerderpuppe" erinnern. Abschliessend gab's noch ein leckeres Abendessen und wir waren erstaunt, dass man hier für das Trinkgeld sogar die Tür aufgehalten bekommt und keinen bösen Blick, wie in Indien. Der Zweite Tag stand im Zeichen der sozialistischen Propaganda. Direkt nach dem Frühstück brachen wir zu der wohl best bewachten Leiche der Welt auf - dem Ho Chi Minh Mausoleum. Das Gebiet ist weiträumig hermetisch abgeriegelt, Rucksäcke muss man abgeben, danach durch die Sicherheitsschleuse, wie auf dem Flughafen, gehen. Hat man diese Hürden genommen, wird man in Gruppen von weiss gekleideten Soldaten in die Grabkammer geleitet. Hier darf man nicht laut reden, die Hände in die Taschen stecken oder verstecken - sonst wird man augenblicklich von der Staatsgewalt getadelt (Gell, Rita?). Im Herzen der Kammer liegt er nun in einem gläsernen Sarkophag im abgedunkelten Raum: Ho Chi Minh der Befreier Vietnams und Vermittler der sozialistischen Werte, der übrigens nach seinem Tod verbrannt werden wollte. Aber was man nicht alles will... Insgesamt eine sehr gespenstische Szenerie. Dann weiter zum Ho Chi Minh Museum, Flaggenturm und Lenindenkmal - an dem sich westliche Skater mit irgendwelchen Stunts versuchten - wenn das die Polizei gesehen hätte - Hochverrat! Den begingen wir auch, als wir Mittags den amerikanisch kapitalistischen KFC (Kentucky Fright Chicken) aufsuchten, denn nach Hong-Kong wollte Rita etwas risikogemindert essen gehen. Nun freuten wir uns auf die kommenden drei Tage in der "Ha Long Bucht".


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